UEFA Women’s EURO: Das Frauen-Nationalteam hat sein Entscheidungsspiel

Zu Spielbeginn lachte die Sonne bei 28 Grad über dem St. Mary’s Stadium in Southampton. Nach dem Schlusspfiff strahlten die Spielerinnen des Frauen-Nationalteams um die Wette. Mit einem 2:0-Sieg gegen Nordirland holte das ÖFB-Team den erhofften Dreier und verschaffte sich damit vor dem letzten Gruppenspiel gegen Norwegen am Freitag (15. Juli, 21 Uhr) eine sehr gute Ausgangsposition.

“Die Erleichterung über den Sieg ist sehr groß. Das war unser klares Ziel und unser Anspruch. Im Englischen würde man sagen: Job done”, bringt es Kapitänin Viki Schnaderbeck nach dem Spiel auf den Punkt.

Der Weg zum erledigten Job führte über eine starke Anfangsphase der Österreicherinnen, in der man klar das Heft die Hand genommen hat. “Wir sind super reingekommen und haben bis zur Cooling Break nach einer halben Stunde absolut dominiert”, sagt Sarah Zadrazil.

Schiechtl: „Viele Varianten bei Standards trainiert“

Allerdings war, wie schon zuletzt in der WM-Qualifikation gegen Nordirland, eine Standardsituation der Dosenöffner. Ausgerechnet Katharina Schiechtl, die als Ersatz für die erkrankte Laura Wienroither in die Startelf rückte, drückte die flache Hereingabe von Sarah Puntigam über die Linie. 

“Es war natürlich eine besondere Situation für mich. Wir haben bei Standards viele Varianten trainiert, umso schöner ist es, dass es im Spiel so gut funktioniert hat”, sagt die 29-Jährige über ihr EURO-Premierentor. Vor dem Seitenwechsel hätten die Österreicherinnen die Führung dann auch noch erhöhen können. 

Eine gute Chance hatte etwa „Player of the Match“ Barbara Dunst, die mit einem ansatzlosen Schuss aus der Distanz an der nordirischen Torfrau bzw. an der Latte scheiterte. Schon davor traf Nicole Billa nur das Außennetz.

“Da hätten wir schon 2:0 führen können, was die Sache sicher leichter gemacht hätte. So haben wir uns nach der Pause etwas schwerer getan”, sagt Schnaderbeck.

Schwung im Finish und bei der Party auf der Pressekonferenz

Tatsächlich hatte Nordirland nach der Pause etwas mehr vom Spiel, ohne allerdings wirklich Torgefahr auszustrahlen. “Da haben wir das Spiel ein bisschen aus der Hand gegeben und sind nicht mehr so gut ins Gegenpressing gekommen”, merkt Nicole Billa selbstkritisch an. In der Schlussphase schaltete das ÖFB-Team aber noch einmal einen Gang höher, wollte das zweite Tor unbedingt.

Und es war mit Katharina Naschenweng eine eingewechselte Spielerin, die in der 88. Minute nach einem herrlichen langen Ball von Puntigam und einem starken Antritt im Strafraum das 2:0 besorgte. “Es ist in der Situation alles ganz schnell gegangen. Ich bin einfach froh, dass ich etwas zum Sieg beitragen konnte”, jubelt auch die 24-Jährige über ihr erstes Tor bei einer EURO.

Für Kapitänin Schnaderbeck zeugen die beiden Treffer und der Sieg auch von einer gewonnenen Reife in den letzten Jahren: “Man hat in diesem Spiel einerseits gesehen, wie wichtig Standards mittlerweile für uns sind. Und andererseits wie wertvoll die Einwechselspielerinnen waren. Die Breite unseres Kaders hat man in diesem Spiel gesehen. Mich freut es extrem, wie viel Schwung wir von der Bank bringen können.”

Teamchefin Irene Fuhrmann führt darüber hinaus noch weitere wichtige Erfolgsfaktoren ins Treffen: „Es war wichtig, dass wir mit einer gewissen Lockerheit ins Spiel gegangen sind und gleichzeitig den Kampf angenommen haben, weil sich Nordirland sehr über seine Zweikampfstärke definiert. Da haben wir dagegenhalten müssen und dahingehend haben wir auch abgeliefert.“

Abgeliefert hat das Team nach dem Spiel dann auch in der anschließenden Pressekonferenz, die standesgemäß mit der Disco-Musicbox gecrasht wurde.

Und auch in der Kabine ging es ordentlich zur Sache, berichtet Kathi Naschenweng: “So wie man uns kennt, ist nach einem Sieg immer sofort eine gute Stimmung da. Da wird gesungen und ordentlich getanzt.”

„Wollen Siege im wahrsten Sinne des Wortes feiern“

Wie nach der Niederlage gegen England so zeigt sich auch in der Stunde des Erfolgs ein großes Gemeinschaftsgefühl im ÖFB-Team. “Wir wollen diese Siege im wahrsten Sinne des Wortes feiern. Es kommt immerhin nicht oft vor, dass wir bei einem Turnier dabei sind. Diese Momente wollen wir genießen. Das verbindet, das sind die Geschichten, die man sich in Jahren noch erzählen wird. Das Wichtigste ist aber der Sieg”, so Schnaderbeck. 

„Es war ein Sieg auf einer großen Fußballbühne, den wir auch feiern müssen. Es spricht einfach für das gesamte Team, das in den letzten Tagen sehr viel investiert und hart gearbeitet hat. Und zwar nicht nur die Spielerinnen, sondern der gesamte Betreuerstab“, ergänzt Teamchefin Fuhrmann.

Und wendet sich besonders an die zahlreichen österreichischen Fans, die im St. Mary’s Stadium für eine großartige Atmosphäre gesorgt haben: „Großes Danke an alle Fans, die vor Ort waren. Die Unterstützung war extrem wichtig für uns.“

Ziel gegen Norwegen klar: „Wir wollen auf Sieg spielen“

Mit diesem Sieg hat man nun eine gute Ausgangslage für das abschließende Gruppenspiel in Brighton am Freitag gegen Norwegen (21 Uhr). Da die Skandinavierinnen gegen England mit 0:8 verloren haben, wäre mit einem Remis gegen Norwegen der Aufstieg für Österreich ins Viertelfinale fix.

„Der Sieg von England in dieser Höhe war nicht zu erwarten, immerhin hat die Nummer 8 gegen die Nummer 11 der Welt gespielt. Allerdings hat man auch schon im Männerfußball gesehen, dass solche Resultate vorkommen können, wenn ich beispielsweise an die WM 2014 denke, als Deutschland sehr hoch gegen Brasilien gewonnen hat. Nichtsdestotrotz wissen wir, wie stark Norwegen agieren kann und wie diese Niederlage gegen England zustande gekommen ist. Wir werden hart arbeiten müssen, um Norwegen am Freitag fordern zu können“, meint die Teamchefin.

Dass ein Unentschieden zum Aufstieg reicht, ändere aber nichts an der Vorbereitung auf das Spiel: „Wir wollen auf Sieg spielen, ein Unentschieden kann man nicht planen. Die Basis wird sein, defensiv gut zu arbeiten. Wenn wir die Null halten könnten, wäre das wünschenswert. Ich bin aber auch davon überzeugt, dass wir Norwegen in der einen oder anderen Situation am falschen Fuß erwischen können.“

“Jetzt haben wir genau das Entscheidungsspiel, das wir wollten. Wir werden alles investieren”, verspricht Naschenweng. “Uns ist klar, dass Norwegen große Qualitäten hat, aber die haben wir auch. Von dem her freue ich mich einfach auf ein richtig gutes Battle”, ist Zadrazil bereit für das Grande Finale in der Gruppe A.

Quelle: ÖFB-Media-Info

JOSEPHINE – Women’s Football Magazine

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