Ein wenig Ärger, aber ganz viel Stolz – so lässt sich die Stimmungslage beim Frauen-Nationalteam nach dem knappen 0:1 zum Auftakt der UEFA Women’s EURO 2022 gegen Gastgeber England zusammenfassen.
Das ÖFB-Team konnte mit den “Lionesses” vor 68.871 Zuschauerinnen und Zuschauern über weite Strecken voll mithalten, geht aber dennoch als Verlierer vom Feld.
“Ich bin stolz darauf, wie wir als Team in allen Phasen des Spiels aufgetreten sind. Dennoch ist es uns nicht gelungen, einen Punkt mitzunehmen. Wenn man das Spiel genauer betrachtet, ist das natürlich enttäuschend, weil mit etwas Glück mehr möglich gewesen wäre”, resümiert Teamchefin Irene Fuhrmann nach dem Spiel im Old Trafford.
Im Vergleich zur 0:1-Niederlage vergangenen November sei die Eröffnungspartie der EURO “nicht mehr so eindeutig verlaufen”, so Fuhrmann. “Das soll uns für die nächsten Herausforderungen Mut geben.”
Auch Kapitänin Viktoria Schnaderbeck ist in den Katakomben kurz nach dem Spiel zwiegespalten. “Mit ein bisschen Abstand tut es schon weh und es ist schade, dass wir nichts Zählbares mitnehmen konnten”, meint die Innenverteidigerin.
Das Gegentor in Minute 17 durch Beth Mead, die Manuela Zinsberger überlupfen konnte, war für Schnaderbeck ein Wendepunkt. Abwehrkollegin Carina Wenninger konnte den Ball nur noch knapp hinter der Torlinie wegspitzeln. “Das Tor ist zu einem Zeitpunkt passiert, wo wir gut im Spiel waren. So haben eben kleine Dinge entschieden”, sagt Schnaderbeck.
Dazu kommt, dass man trotz guter Pressingmomente und daraus resultierenden Ballgewinnen nur wenige klare Tormöglichkeiten kreieren konnte. “Wir haben die Situationen nicht konsequent genug fertiggespielt”, meint Sarah Zadrazil.
Angreiferin Nicole Billa ergänzt: “Vorne hat uns die nötige Stärke und der letzte, präzise Ball gefehlt. Wir haben bis zuletzt alles versucht, aber leider ist uns kein Tor mehr gelungen.”
„Sind gut mit der Situation umgegangen“
“Die Defensive der Engländerinnen ist stark, aber die paar Momente, in denen sie ungeordnet war, hätten wir besser nützen müssen”, erklärt Schnaderbeck.
Die beste Chance auf den Ausgleich hatte Barbara Dunst, die mit einem beherzten Schuss Mary Earps im Tor der Engländerinnen zu einer Glanztat zwang. “Da war sie gut dran”, hadert Dunst nach dem Spiel. Auch bei ihr überwiegen aber positive Gefühle. “Wir haben England so gut es ging Paroli geboten, deswegen können wir stolz auf uns sein.”
Was jedenfalls nur positive Auswirkungen auf das Spiel der ÖFB-Auswahl hatte, war die Atmosphäre. Trotz Rekordkulisse bei einer EURO ließen sich die Österreicherinnen nicht beeindrucken – im Gegenteil.
“Es war ein einmaliges Erlebnis für uns alle, dennoch sind die Spielerinnen sehr gut mit der Situation umgegangen”, betont Fuhrmann und verweist besonders auch auf das sehr faire Publikum im Old Trafford.
Für die Teamkapitänin war es vor dem Spiel noch schwierig einzuschätzen, wie sich die Stimmung beim Eröffnungsspiel präsentieren wird: “Gleich beim Aufwärmen hatte ich aber das Gefühl, dass wir es einfach genießen können. Genau so war es auch.”
Positives mitnehmen, Vollgas geben
Beflügelt von den Fans ist es dem ÖFB-Team gelungen, die Stimmung aufzusaugen und in positive Energie umzuwandeln. Von Nervosität war jedenfalls nichts zu sehen. “Mich persönlich hat es sehr motiviert, zu zeigen, dass es auch als Frau möglich ist, vor so vielen Zuschauern zu spielen. Da können wir jungen Mädels Mut machen, auch groß zu träumen, und ihre Träume zu verfolgen, damit sie vielleicht ebenfalls einmal vor so einer Kulisse spielen dürfen”, sagt Zadrazil.
Die stattliche Abordnung österreichischer Fans hat das Team zusätzlich motiviert
“Es ist wirklich cool. dass so viele die Reise mitgemacht haben, um uns zu unterstützen. Das hat man am Platz auch gemerkt. Meine Familie war auch hier, was ich sehr zu schätzen weiß. Ich habe das auch als Möglichkeit gesehen, ihnen etwas zurückzugeben, nach all dem, was sie für mich gemacht haben”, richtet Zadrazil ein großes Danke an alle Österreich-Fans, die am Mittwochabend im Stadion waren.
Am Donnerstag geht es für das ÖFB-Team von Manchester retour ins Teamcamp im Pennyhill Park. Dann gilt die Vorbereitung bereits dem zweiten Gruppengegner Nordirland (11. Juli, 17 Uhr, live in ORF1). “Da wird es darum gehen, mutig zu spielen und kreativ zu sein. Gegen Nordirland wollen wir die Schlagzahl erhöhen, um dann auch zum Torerfolg zu kommen und auf jeden Fall drei Punkte zu holen”, gibt Kapitänin Schnaderbeck das Ziel vor.
“Wir können vom Auftaktspiel sehr viel mitnehmen. Wir haben gezeigt, dass wir das Herz am Platz gelassen haben. Die Emotionen stimmen. Das kann uns für die weiteren Spiele nur helfen”, ist für Nicole Billa klar.
Sarah Zadrazil betrachtet die Eröffnungspartie rückblickend als Bonusspiel. “Gegen Nordirland müssen wir aber gewinnen, wenn wir ins Viertelfinale kommen wollen. Ich freue mich einfach auf alles, was noch kommt. Das Turnier ist jetzt gestartet und jetzt gibt es nur mehr eines, nämlich Vollgas.”
Quelle: ÖFB-Media-Info