Frauenfußball bei Olympia – Rückblick auf die Spiele 2016 in Rio

Nach Olympia ist vor Olympia. Bevor die Olympischen Spiele von Tokio 2020 am 23. Juli offiziell eröffnet werden, blicken wir auf die Hightlights vom Frauenfußball der Spiele 2016 in Rio de Janeiro zurück. Die Vereinigten Staaten kamen als amtierende Olympiasieger von London nach Rio und wollten ihre vierte Goldmedaillie in Folge holen.

Vorrunde – Gruppe E

Gastgeber und bisheriger zweifacher Silbermedaillen Gewinner Brasilien spielte in der Gruppe E mit China (1x Silber), Schweden und Südafrika. Die Brasilianerinnen gewannen erwartungsgemäß ihr erstes Spiel gegen China (3:0) und auch Schweden feierte einen Auftaksieg gegen Südafrika (1:0). Etwas überraschender fiel Spieltag zwei aus. Nicht unbedingt der Sieg Brasiliens über Schweden. Denn mit 5:1 war es doch ein überwältigender Sieg der Südamerikaninnern. China blieb seiner Favoritenrolle gegen Südafrika gerecht und feierte einen 2:0 Sieg. An Spieltag drei gab es bei Südafrika-Brasilien und China-Schweden jeweils ein 0:0.

Vorrunde – Gruppe F

In Gruppe F standen sich mit Deutschland und Kanada zwei Teams gegenüber, die schon je zweimal olympisches Silber gewonnen hatten. Dazu kamen noch Australien und Simbabwe. Deutschland startete furios und besiegte Außenseiter Simbabwe klar mit 6:1. Kanada ließ mit einem 2:0 gegen Australien auch nicht an sich zweifeln. An Spieltag zwei bezwang Kanada Simbabwe ebenfalls klar mit 3:1. Etwas spektakulärer verlief das Spiel zwischen Deutschland und Australien. Die Australierinnen gingen mit einer 2:0-Fühung in die Pause. Kurz nach der Pause erzielte Deutschland durch Däbritz den Anschlusstreffer und gelang in Minute 88 durch ein Eigentor von Polkinghorne der Ausgleich zum 2:2. Am dritten Spieltag feierte Kanada mit eine 2:1 gegen Deutschland seinen dritten Sieg. Im Paralellspiel ging Simbabwe wieder unter. Australien gewann 6:1.

Vorrunde – Gruppe G

Der ultimative Goldfavorit USA mit bisher 4 Gold- und einer Silbermedaille hatte es in der Vorrunde mit Frankreich, Neuseeland und Kolumbien zu tun. Die beiden Gruppenfavoriten legten einen Start nach Wunsch hin. Die USA besiegten Neuseland mit 2:0 und Frankreich fegte Kolumbien mit 4:0 vom Platz. Im Runde zwei ging das Duell der Giganten zwischen den USA und Frankreich mit 1:0 knapp an die Titelverteigerinnen aus Nordamerika. Im Verfolgerduell gewann Neuseeland mit 1:0 gegen Kolumbien. Am letzten Spieltag kamen die USA nicht über ein 2:2 gegen Kolumbien hinaus und Frankreich fixierte mit einem 3:0 gegen Neuseeland den zweiten Platz.

Somit waren neben den erst- und zweitplatzierten Teams auch Australien und Schweden als die zwei besten Gruppendritten für das Viertelfinale qualifiziert.

Viertelfinale – USA vs Schweden

Alle Viertelfinalspiele fanden am 12. August 2016 statt, was einen ereignissreichen Tag versprach. Den Beginn machten die USA und Schweden in Brasilia. Obwohl die US-Ladies rund um das Offensiv-Duo Alex Morgan und Carli Lloyd die erste Halbzeit dominierten und Chancenübergewicht hatten, wollte kein Tor gelingen. Gleiches Bild in der zweiten Halbzeit aber in der 61. Minute war es die eingewechselte Stina Blackstenius, die nach einem Konter auf 1:0 für Schweden stellte. Doch in der 77. Minute war es Alex Morgan, die glücklich zum Ball kam und den 1:1-Ausgleich erzielte. Es blieb beim 1:1 und das auch nach 120 Minuten.

Im Elfmeterschießen scheiterte gleich zu Beginn Alex Morgan an Torfrau Hedvig Lindahl. In weiterer Folge scheiterte Linda Sembrant an Hope Solo. Die vierte US-Schützin Christen Press schoss über das Tor und eröffnete für Lisa Dahlkvist die Chance, das Halbfinale zu buchen. Sie tat es. Olympiasieger und Weltmeister USA schied überraschend im Viertelfinale aus.

Viertelfinale – China vs Deutschland

Das zweite Spiel an diesem Tag fand im Salvador statt. China, dass beim ersten Frauenfußball Turnier in 1996 Silber holte hatte mit Deutschland einen ganz starken Gegner erwischt. Die Deutsch Frauen hatten zwar mehr Spielanteile aber die extreme Defensiv-Taktik der Chinesinnen ließ nicht viele Chancen zu. So stand es 0:0 zur Halbzeit. Die zweite Halbzeit begann wie die erste aufgehört hat aber ab Minute 55 hatten die Deutschen immer Chancen. Ja, sogar Topchancen. Das Spiel nahm endlich Fahrt auf. China tat für die Offensive weiterhin nichts und nach einem Platzverweis in der 57. Minute, wurde die Defensive umso mehr forciert. Die DFB-Frauen bleiben aber hartnäckig und spielen sich immer wieder Chanchen heraus, zählbares war aber noch nicht dabei.

Minute 76. Der Bann ist bebrochen! Tabea Kemme flankt in den Sechzehner zu Anja Mittag, die mit dem Außenrist zu Melanie Behringer ablgegte. Diese schloss aus 20 Metern direkt ab und ließ der chiniesischen Torfrau keine Chance. Nach der Führung hatte Deutschland das Spiel weiter im Griff. Doch dann der Schock in der 83. Minute. Leonie Maier bringt Wang Shuan unnötig im Strafraum zu Fall und es gibt Elfmeter für China. Die gefoulte tritt selbst an und verlädt Almuth Schult trifft aber nur die Stange. Glück für Deutschland. In der letzten Minute hatten die Deutsch noch das 2:0 auf dem Fuß aber scheiterten an der Torfrau. Es blieb beim 1:0 und Deutschland zog ins Halbfinale ein.

Viertelfinale – Kanada vs Frankreich

Das Spiel Nummer drei an diesem Tag lautete Kanada gegen Frankreich und fand in Sao Paulo statt. So lautete auch die Begegnung vier Jahre zuvor in London im Bronzemedaillen-Match, dass Kanada mit 1:0 für sich entschied.
Die erste Halbzeit verlief sehr ausgeglichen, ohne viele Chancen auf beiden Seiten.

Anders verlief die zweite Halbzeit. Nach einem Einwurf in der eigenen Hälfte knapp an der Mittellinie spielte Kanada einen langen Ball auf Janinie Beckie. Diese drang in den Strafraum ein, überspielte sehenswert Frankreichs Sakina Karchaoui und flankte zu Sophie Schmidt, die knapp vor dem Tor den Ball volley übernahm und kompromisslos zum 1:0 einschoss. Kurz danach bekam Frankreich einen Freistoß, den Kanada´s Kapitänin Christine Sinclair abwehren konnte. Der Ball traf noch die Latte ging dann aber über das Tor. Frankreich drückte bis zum Schluss auf den Ausgleich aber konnte kein Tor erzielen. Somit bezwang Kanada Frankreich wieder mit 1:0.

Viertelfinale – Brasilien vs Australien

Das letzte Viertelfinale fand in Belo Horizonte statt. Die Gastgeberinnen Brasilien trafen auf Australien. Nach den regulären Spielzeit stand es 0:0. Auch die Verlängerung brachte keine Tore. So ging es ins Elfmeterschießen. Dort trafen jeweils die ersten vier Schützinnen. Dann trat Brasiliens Superstar Marta an – und scheiterte an Torfrau Lydia Williams. Jetzt konnte Australiens fünfte Schützin, Katrina Gorry das Halbfinale perfekt machen aber scheiterte an Brasiliens Barbara. Ab jetzt hieß es treffen oder verlieren.

Die Schützen Nummer sechs und sieben verwandelten auf beiden Seiten. Dann traf Brasiliens achte Schützin Tamires. Brasilien legte einmal mehr in diesem Elferschießen vor. Der Druck lag jetzt auf Australiens Alanna Kennedy. Unter lauten Buhrufen des brasilianischen Publikums musste sie antreten und scheiterte an Torfrau Barbara. Der Jubel kannte keine Grenzen. Brasilien gewann das Elfmeterschießen mit 7:6 und feierte den Halbfinal-Einzug und Elfmeter-Heldin Barbara.

Halbfinale – Brasilien vs Schweden

Das erste Halbfinale im Frauenfußball bei Olympia in Rio bestritten die Gastgeberinnen Brasilien gegen die Schweden, die sensationell Top-Favorit USA im Viertelfinale ausgeschaltet hattten. Das Spiel im Maracana Stadion von Rio de Janeiro bot in den ersten 90 Minuten einen abwechslungsreichen Schlagabtausch mit Großteils Halbchancen auf beiden Seiten. Eine Topchance der Brasilianerinnen, die hervorzuheben ist, ergab sich in der ersten Halbzeit nach einem Corner von Marta, den Mitspielerin Tamires knapp am langen Eck vorbeiköpfelte. In der zweiten Halbzeit schloss Brasiliens Beatriz gefährlich ab, verfehlte das Tor knapp. Schweden kam nach einem Rückpass zu Torfrau Barbara zu einem Abschluss, da diese einer Schwedin den Ball vor die Füße spielte. Es blieb aber beim 0:0.

In der Verlängerung das gleiche Bild. Viele versuche nach vorne zu kommen und die ein oder andere gefährlichere Chance auf das Führungstor für beide Teams. Es blieb auch hier beim 0:0

Es musste wie im Viertelfinale für Brasilien und Schweden eine Entscheidung im Elfmeterschießen her. Mit dem besseren Ende für Schweden. Bei Brasilien scheiterten Cristiane und Andressa Alves. Auf Seiten der Schweden gab es nach den ersten fünf Schützinnen nur einen Fehlschuss durch Kosovara Asllani. Endstand 3:4 für Schweden.

Halbfinale – Kanada vs Deutschland

Im zweiten Halbfinale duellierten sich Kanada und Deutschland. Im Stadion Mineiaro von Belo Horizonte kam es zum zweiten Duell beider Teams bei den Spielen von Rio. Denn in der Gruppenphase spielte man auch schon gegeneinander. Kanada konnte sich mit 2:1 durchsetzen.

Mit neugemischen Karten ging es in das Halbfinale. Bereits in der achten Minute hatte Deutschland einen Freistoß, der gefährlich vor das Tor kam aber die kanadische Torfrau Stephanie Labbeé schnappte Melanie Leupolz noch den Ball weg. Kurz darauf folgte ein Konter der Kanadierinnen aber Janine Beckie traf nur das Außennetz. Das Spiel wurde schneller und ruppiger. Dabei übertrieb es Kadeisha Buchanan und foulte Alexandra Popp im Strafraum schwer. Den fälligen Elfmeter führte Melanie Behringer aus und verwandelte sicher mit einem strammen Schuss unter die Latte. Kurz vor der Pause hatte Elfer-Sünderin Buchanan per Kopf noch die Chance auf den Ausgleich aber Tabea Kemme konnte auf der Linie klären.

In Halbzeit zwei war es Anja Mittag, die Sara Däbritz den Ball zuspielte und diese von der Strafraumgrenze abzog und mit dem schwächeren rechten Fuß das 2:0 (60.) erzielte. In weiterer Folge konnte sich Deutschlands Torfrau Almth Schult auszeichnen. Sie vereitelte Chancen in der 67. Minute von Christine Sinclair und in der 68. Minute Diana Matheson. Dann noch einmal in Minute 77 einen Versuch von Mathson. Es blieb beim 2:0 für Deutschland und das große Ziel, das Endspiel im Maracana war erreicht.

Spiel um Bronze – Brasilien vs Kanada

Die erste Medaillen-Entscheidung im Frauenfußball bei den olympischen Spielen von Rio fand zwischen Brasilien und Kanada in Sao Paulo statt. Knapp 40.000 Zuseher strömten in die Arena de Sao Paulo.


Früh im Spiel hatten die brasilianerinnen die erste Halbchance. Formiga verpasste eine Marta-Flanke nur knapp mit dem Kopf. In Minute 9 herrschte allerdings Toralarm für Kanada. Christine Sinclair trat einen fast perfekten Freistoß und traf nur die Latte. Die Gastgeberinnen sind bemüht finden aber kein Mittel um gefährlich zu werden. Anders Kanada. In der 25. Minute dann ein Konter von Kanada. Ashley Lawrence war zu schnell für Raffaelle auf der linken Seite und spielte einen Stanglpass in den Strafraum zu Deanne Rose und diese drückte ab und erzielte das verdiente 1:0. Brasilien hatte danach etwas mehr Spielanteile aber konnte keine zwingenden Torchancen erarbeiten. Es blieb zur Halzbzeit beim 1:0 für Kanada.

Gleich zu Beginn von der zweiten Halbzeit flankte Marta auf Beatriz aber diese köpfelte am Tor vorbei. Dann in Minute 52 die erste Torchance für Kanada nach Wiederanpfiff. Eine Kombination zwischen Jessie Fleming und Deanne Rose fand mit Christine Sinclair eine Abnehmerin und diese schloss gekonnt ab und stellte auf 2:0 für die Kanadierinnen. Ein paar Minuten später eine Einzelaktion von Rose aber sie scheiterte aber an der Stange. Barbara wäre geschlagen gewesen. Brasilien probierte es weiterhin mit einigen Flanken aber alles nur halbherzige Versuche, eine Abnehmerin zu finden. Aber dann in der 79. Minute doch der Paukenschlag. Erika verlängerte per Kopf einen Einwurf in den Strafraum und Beatriz kam zum Ball und schloss mit vollster Überzeugung ab und verkürzte auf 1:2.

Brasilien hatte Lunte gerochen und fing an zu drängen. In der 85. Minute kam Beatriz an der Strafraumgrenze an den Ball und zirkelte ihn um Milimeter am Tor vorbei. Es war das Letzte Aufbäumen vor dem für die Kanadierinnen erlösenden Schlusspfiff. Die Nordamerikanerinnen holten wie schon vier Jahre zuvor in London, die Bronzemedaille im Frauenfußball.

Finale – Spiel um Gold – Schweden vs Deutschland

Das Finale im Frauenfußball um die Goldmedaille bei Olympia war eine rein europäische Angelegenheit. Schweden gegen Deutschland hieß es am 19. August im Maracana Stadion von Rio de Janeiro.

Finale – Halbzeit eins

Die erste Chance des Spiels hatten die Schweden nach 9 Minuten als Lotta Schelin bis in den Sechzehner vordrang und auf Olivia Schough ablegte. Konnte aber unter Bedrängnis der deutschen Verteidigerin Saskia Bartusiak den Ball nicht mehr kontrolliert auf das Tor bringen. Dann folgten zwei deutsche Großchancen. Zuerst lupfte Tabea Kemme in der 21. Minute den Ball Richtung langes Eck und Melanie Leupolz stieg hoch und köpfelte knapp über die Latte. Die noch größere Chance hatten die Deutschen in der 25. Minute. Leonie Maier probierte es von der Strafraumlinie und Torfrau Hedvig Lindahl ließ den Ball nach vorne prallen und zwar genau vor Anja Mittag. Fast schon überrascht, so eine Chance zu bekommen, verschoss sie aus kurzer Distanz. Kurz vor der Pause schloss Sara Däbritz aus knapp 20 Metern ab. Der Ball wäre vorbeigegangen aber Lindahl wehrte in trotzdem ins Toraus ab. Der folgende Eckball brachte keinen Torerfolg.

Finale – Halbzeit zwei

Auf ein Tor musste man in der zweiten Halbzeit aber nicht lange warten. In Minute 47 flankte Melanie Leupolz in den Strafraum und eine Schwedin konnte nur kurz abwehren. Der Ball landete bei Dzsenifer Maroszan, die knapp im Sechzehner abzog und mit viel Gefühl ins rechte Kreuzeck traf. Eine halbe Stunde vor Schluss gab es Freistoß für Deutschland. Maroszan schoss wieder mit viel Gefühl traf aber nur die rechte Stange. Der Ball prallte mittig ins Feld zurück und Verteidigerin Linda Sembrant konnte den Ball nicht mehr richtig klären und schoss von der Fünferlinie ins eigene Tor. Das war das 2:0 für Deutschland. Doch nur sechs Minuten später stieß Kosovara Asllani vor und spielte rechts auf Schough und diese sah Stina Blackstenius in der Mitte, die im Fallen den Ball zum 1:2 über die Torlinie drücken konnte (67.).

Der Anschlusstreffer war geglückt und somit eine spannende Schlussphase eingeleitet. Die Deutschen ließen sich aber nicht aus dem Kozept bringen und erspielten sich Chancen. In der 75. Minute spielte die starke Maroszan auf Maier, die an ihrer Gegenspielerin vorbeiging aber den Abschluss nicht mir richtig ausführen konnte. Kurze Zeit später war es Leonie Maier über rechts die einen Schuss aufs kurze Eck abfeuerte. In Minute 84. trat wieder Maroszan gefährlich in Erscheinung. Sie schoss wieder eine guten Freistoß aber Lidahl im Tor ließ sich nicht überlisten. Noch einmal die Schweden über Schelin. Die von links den Ball zu Schough in den Rückraum ablegte aber diese vergab diese gute Möglichkeit (87. Minute).

Gold für Deutschland

Das Spiel war vorbei und die Deutschen Fußballfrauen jubelten über ihr erstes Gold bei Olympia. Zuvor hatte man bei den Spielen 2000, 2004 und 2008 die Bronzemedaille gewonnen. Es war das perfekte letzte Spiel für Bundestrainerin Silvia Neid. Denn sie konnte sich mit dieser Goldmedaille nach insgesamt 180 Spielen an der Seitenlinie als Bundestrainerin verabschieden.

https://olympics.com/en/olympic-games/rio-2016/results/football

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